A. Bad Gliesmarode – das ist der aktuelle Stand
- Wie ist der aktuelle Stand beim Bad Gliesmarode? Das Bad Gliesmarode wurde am 30. November 2024 vorläufig geschlossen und wieder in die Verantwortung der Stadt Braunschweig übergeben. „Das Bad soll bis zu einer finalen Entscheidung derart instandgehalten werden, dass eine Wiederinbetriebnahme grundsätzlich möglich ist“, so die Stadt in einer Sachstandsmitteilung.
- Was tut die Stadt? Der damalige Dezernent Holger Herlitschke sagte in einer Bürgerversammlung Ende Oktober 2024, dass Gutachten in Auftrag gegeben sind, um die Kosten für den Sanierungsbedarf zu ermitteln. Diese seien bis Jahresende 2024 zu erwarten. Erste Schätzungen gingen von 12 Millionen EUR für den kurz-, mittel- und langfristigen Sanierungsbedarf aus.
- Wie ist der weitere Entscheidungsprozess bei der Stadt? Im Dezember ergänzte die Stadt in einer Sachstandsmitteilung, dass es drei Optionen gäbe:
- Fortbetrieb des Gliesmaroder Bades im Rahmen der noch zu gründenden Stiftung zum Haus der Musik,
- den Fortbetrieb des Bades in der Stadtbad GmbH und
- die Erweiterung der Wasserwelt bei gleichzeitiger Schließung des Gliesmaroder Bades
Die drei Optionen sollen mit Kosten hinterlegt gegenübergestellt und den Gremien gegen Ende des 1. Quartals 2025 zur Entscheidung vorgelegt werden. Zu einer Bürgerfrage im Rat der Stadt am 17.12.24 ergänzte Dezernent Leppa, dass Ende des ersten Quartals zur Stiftungs-Option aber noch keine Informationen vorliegen werden (vgl. Videoaufzeichnung Ratssitzung).
- Wie positionieren sich die Ratsparteien? Die Grünen, BIBS und Fraktion BS sprechen sich uneingeschränkt für den Erhalt des Gliesmaroder Bades aus, da der Ausbau der Wasserwelt keine Alternative sei. Die SPD hoffe, dass das Bad Gliesmarode erhalten werden kann, dass aber die Kosten (auch im Vergleich zu einer Erweiterung der Wasserwelt) entscheidend seien. Die CDU schließt eines Weiterbetrieb durch die Stadtbad GmbH aus, kann sich aber einen Weiterbetrieb im Rahmen der Stiftung vorstellen. Die AfD fordert eine Überarbeitung des 3-Bäder-Konzepts und sieht ein Problem in der Langzeitfinanzierung. Damit gibt es nach derzeitigem Stand keine Mehrheit im Rat für ein uneingeschränktes Bekenntnis zum Bad Gliesmarode.
(Quelle: Transkription und Videoaufzeichnung der Debatte im Rat der Stadt vom 17.12.24) - Welche Prioritäten verfolgt die Politik in Braunschweig? Beim Bad Gliesmarode verweisen die Stadt Braunschweig und einige Ratsparteien darauf, dass Kosten genau abgewogen werden müssen. Gleichzeitig wird die Stadt in den nächsten Jahren hohe Investitionen in große Infrastrukturprojekte zugunsten von Kultur und Innenstadt tätigen: 140 Mio. EUR für die Sanierung der Stadthalle, mind. 77 Mio. EUR für das Haus der Musik am Ort des ehemaligen Karstadt-Gebäudes, 50 Mio. EUR für die Sanierung des Staatstheaters und 95 Mio. EUR für die geplanten Stiftshöfe am Standort der alten Burgpassage (vgl. Zeitungsartikel unten).
- Wer spricht sich für den Erhalt des Gliesmaroder Bades aus? Fast 15.000 Menschen haben sich bisher in einer Online-Petition für den Erhalt ausgesprochen und in 5600 Kommentaren deutlich gemacht, wie sehr ihnen genau dieses Bad angesichts seiner Familienfreundlichkeit, Überschaubarkeit, Bedingungen fürs Schwimmenlernen und Wohnortnähe am Herzen liegt. Des Weiteren unterstreichen z.B. DLRG, Sportvereine, und Elternräte die Wichtigkeit des Bades (vgl. z.B. Offene Briefe Elternrat IGS Franzsches Feld Elternrat Grundschule Gliesmarode und DLRG, Beitrag Radio Okerwelle usw.).
- Wie ist der Stand bzgl. Schulschwimmen? Nach unseren Informationen hat die Stadt Braunschweig allen Schulen, die im Bad Gliesmarode geschwommen sind, meist gleichwertige Alternativen in anderen Bädern (Heidberg, Wasserwelt) - jedoch mit längerer Anfahrt angeboten. In einigen Fällen hörten wir auch von verschlechterten Bedingungen (weniger Bahnen, verkürzte Schwimmzeit durch Anfahrt). Im Stadtbad Heidberg wurden angesichts dessen die Öffungszeiten für die Öffentlichkeit eingeschränkt.
B. Gründe für den Erhalt des Gliesmaroder Bades
- Das Grundstück „Meyers Wiesen“ ist ein idealer Standort für ein Schwimmbad: Bürgerinnen und Bürger hatten sich bereits seit den 1950er Jahren für diesen Standort eingesetzt. Sie führten in den 1970er Jahren „in vielen Initiativen einen wahren Bäderkampf für ein Hallenprojekt auf „Meyers Wiesen“, so der damalige Oberbürgermeister Gerhard Glogowski bei der Grundsteinlegung 1978. Zwei Standortuntersuchungen der Verwaltung hatten zuvor „Meyers Wiesen“ als idealen Standort für ein Schwimmbad bestätigt. Bevölkerungsdichte, Anzahl der Schulen in Umfeld und eine gute Verkehrsverbindung waren dabei die wichtigsten Kriterien. Das gilt bis heute.
- Die Architektur des „Gartenhallenbads“ Badezentrum Gliesmarode ist etwas Besonderes. Sie ist einer der Gründe, warum das Bad bis heute für viele Braunschweiger das Lieblingsbad ist. Standort, Badkonzept und Architektur fanden auch in der Fachpresse hohe Anerkennung (Bauwelt, 11/1983).
- Die Bedingungen fürs Schulschwimmen in Gliesmarode sind hervorragend: Im Bad Gliesmarode gibt es viel Platz für den Schwimmunterricht. Auch Spaßeinheiten auf den Wasserrutschen können integriert werden. Für einige Schulen ist das Bad fußläufig erreichbar, für viele per Bus deutlich schneller als die Alternativen. Damit kann wertvolle Wasserzeit gewonnen werden.
- Das Bad Gliesmarode bietet insbesondere für Familien mit Kindern unter 10 Jahre perfekte Bedingungen: Es ist überschaubar und angenehm temperiert, verfügt über ein Nichtschwimmerbecken mit passender Beckentiefe zum Schwimmenlernen und Spielen, Wasser-rutschen für alle Altersgruppen, ein Außenbecken und vieles mehr. Alter-nativen ähnlicher Qualität finden sich erst in Wolfenbüttel, Wolfsburg usw.
- Die Wasserfläche wird dringend für Schwimm- und Fitnesskurse benötigt: Viele hundert Kinder haben im Gliesmaroder Bad Seepferdchen-Kurse besucht. Die anderen Bäder sind bereits am Limit und können keine zusätzlichen Kapazitäten bieten, obwohl Schwimmkurse sowieso schon Mangelware waren. Kurse und verfügbare Schwimmbahnen für Erwachsene/ältere Menschen ziehen sowieso den Kürzeren.
- Mal eben für zwei Stunden mit den Kindern oder alleine zum Bahnen ziehen ins Bad Gliesmarode zum Schwimmen gehen. Bei weiterer Anfahrt fallen viele dieser Besuche ersatzlos weg – weniger Gelegenheiten für Bewegung und Gesundheitsförderung, Wassergewöhnung und Schwimmenlernen.
- Ja, Braunschweig ist knapp bei Kasse. Dennoch hat die Stadt hunderte (!) Millionen EUR eingeplant für Großprojekte wie Burgpassage, Sanierung der Stadthalle und Haus der Musik. Wir finden, die Ratsparteien sollten einen starken Fokus auf Familienfreundlichkeit und wohnortnahe Daseinsvorsorge legen, wozu auch Schwimmbäder gehören. Daher fänden wir es nicht angemessen, wenn das Gliesmaroder Bad aufgegeben würde mit Verweis auf einige Millionen EUR Kostenersparnis bei einer Erweiterung der Wasserwelt.
Quellen zu geplanten Investitonen der Stadt:
- Braunschweiger Zeitung (BZ+) vom 03.02.25: Braunschweigs OB verteidigt Riesen-Investitionen in der Innenstadt
- Braunschweiger Zeitung (BZ+) vom 31.01.25: Braunschweig? 265 Millionen für Kultur? Muss das sein? Aber ja!
- RegionalHeute.de vom 11.04.2024: Stadthalle als Leuchtturmprojekte: Umfangreiches Sanierungskonzept vorgestellt
- Der Löwe (Das Portal für das Braunschweigische) vom 16.12.24: Haus der Musik: So viele Millionen will Braunschweig investieren
- Braunschweiger Zeitung (BZ+) vom 13.02.25: Braunschweig: Neue Details zu Burgpassagen-Abriss und Stiftshöfen
- Immobilienzeitung vom 5.4.24: Braunschweig ersetzt für 100 Mio. EUR die Burgpassage durch das Ensemble Stiftshöfe
Quellen zu Standort, Architektur und Badkonzept:
- Offener Brief der DLRG Ortsgruppe Braunschweig 23.11.24
- Meyers Wiesen„ als Bäderstandort“. Förderverein-Flyer 2019
- „Gefeiert – Gefährdet – Gerettet“. Fördervereins-Flyer 2019
- Harald Duin: Das Badezentrum in Braunschweig-Gliesmarode. Bauwelt 1983, Heft 11
Hier der Text als PDF (Stand: 07.03.2025) - Textänderungen vorbehalten