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Zum 4. Juni hatte die „Gemeinschaft Gliesmaroder Vereine“ in das Begegnungszentrum Gliesmarode eingeladen. Der große Saal platzte aus allen Nähten, viele der ca. 150 Besucher mussten die Veranstaltung stehend verfolgen.

Joachim Brandes als Vorsitzender der Gemeinschaft begrüßte die Anwesenden. Gisela Hartwieg, Andrea Walzog und Kristine Schmieding informierten über die drohende Schließung des Gliesmaroder Bades und die absehbaren Folgen:

-  Schließung und Abriss des Gliesmaroder Bades könnten noch in diesem Jahr erfolgen. Denn zeitgleich mit der Eröffnung der neuen „Wasserwelt“ an der Hamburger Straße soll der Badebetrieb in Gliesmarode eingestellt werden.

-  Das Grundstück soll mit mehrgeschossigen Wohnhäusern bebaut werden, das dortige Landschaftsschutzgebiet wäre in seiner derzeitigen Form durch eine „Teillöschung“ gefährdet.

-  Die Möglichkeiten für das Schwimmenlernen, das sportliche und das Freizeitschwimmen werden sich in Braunschweig deutlich verschlechtern, weil für viele die Wege zu weit werden.  

-  Für alle werden sich auch die Kosten deutlich erhöhen, wenn sie sich länger als 2 Stunden in dem neuen Bad aufhalten möchten.

-  Im Vergleich zu vielen Städten ähnlicher Größe stünde Braunschweig schlechter da - sowohl was die Anzahl der Hallenbäder als auch was deren Wasserfläche pro Einwohner betrifft.

Anschließend nahm Gerrit Meisel als Vertreter der DLRG Stellung. Er bemängelte den Verlust von schulnahen Schwimmbädern und damit verbunden den zunehmenden Ausfall von Schwimmunterricht und die wachsende Anzahl von Kindern, die überhaupt nicht mehr schwimmen lernen.

Anschließend wurden überwiegend kritische Fragen an Jürgen Scharna, den Geschäftsführer der Stadtbad GmbH, gestellt. Viele ältere Besucher, Eltern und Lehrer beklagten den Verlust an Chancen zu Gesundheitsvorsorge, Sport, Spaß und gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Scharna verteidigte das 3-Bäder-Konzept als zeitgemäße und wirtschaftliche Lösung. Im Zusammenhang mit der Kritik an den weiteren Wegen für die Schulen wies er auf die Bereitstellung von Schulbussen hin - ohne allerdings zu berücksichtigen, dass auch diese Busse dann z.T. längere Fahrzeiten benötigen als bisher. Ebenso unberücksichtigt blieb die überaus umständliche und langwierige Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus dem Osten der Stadt. 

Besonders kritisiert wurde von mehreren Besuchern auch die jahrzehntelange Vernachlässigung der städtischen Bäder, die inzwischen zu einem hohen Renovierungsbedarf geführt hat  Auch die Missachtung des Bürgerwillens wurde heftig beklagt, waren doch 2007 über 30 000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt worden, das dann aus formalen Gründen zurückgewiesen wurde. Der überdeutliche Wunsch nach einem Bürgerentscheid war nicht beachtet worden, was bis heute Enttäuschung und Zorn hervorruft.

Mit viel Applaus bedacht wurde die Forderung von Ulrich Wegener, endlich ein unabhängiges Gutachten zu dem Renovierungsbedarf des Gliesmaroder Bades zu erstellen. Die von der Stadtbad GmbH selbst erstellte Kostenschätzung von 9 Millionen Euro müsse endlich von einem vereidigten, bundesweit anerkannten Sachverständigen überprüft  werden. Ein entsprechendes Gutachten sei mit ca. 10 000 Euro aus dem riesigen Neubau-Etat der Stadtbad GmbH durchaus finanzierbar - und auch im Interesse aller Beteiligten, denn die weitere Diskussion über die Zukunft des Bades könne so auf einer sachlichen Grundlage fortgeführt werden. Ein Teilnehmer legte daraufhin unter Beifall demonstrativ 50 Euro auf den Tisch.

Auch einige der anwesenden Politiker äußerten sich. Bezirksbürgermeister Gerhard Stülten (SPD) unterstützte das Anliegen der Bürger und berichtete über den Einsatz der SPD-, Grünen- und BIBS-Fraktionen im Stadtbezirksrat. Dort wurden zwei Anträge beschlossen, die eine Verlängerung der Betriebszeit des Badezentrums Gliesmarode für mindestens ein Jahr über den Eröffnungszeitpunkt des neuen Bades hinaus fordern.

Frank Graffstedt (ebenfalls SPD, Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtbad GmbH) lehnte einen weiteren Betrieb des Bades kategorisch ab. Der Beschluss von 2007 sei gerade noch einmal im Zusammenhang mit der Herausnahme des Freibades Waggum aus den Schließungsplänen bestätigt worden – eine Erklärung, die mit deutlichem Unmut zur Kenntnis genommen wurde.

Ähnlich äußerte sich Jürgen Wendt (CDU), der sich bis 2007 als Bezirksbürgermeister noch für den Erhalt des Bades eingesetzt hatte. In seiner Rolle als Ratsmitglied hat er dann aber leider seine Meinung geändert und am 27. Februar 2007 gegen den Erhalt des Bades gestimmt - und damit auch gegen die Interessen seines Stadtbezirks.

Am Ende der Veranstaltung brachte Joachim Brandes die Stimmung noch einmal auf den Punkt: Es ist noch nicht zu spät – wir kämpfen weiter für den Erhalt unseres Stadtteilbades!

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Foto: Peter Sierigk, Braunschweiger-Zeitung vom 06.06.2013

Link:http://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/stadtteile/article151031191/Ein-kleines-schlichtes-Bad-wuerde-genuegen.html#